Die Supernova 2020ue in NGC 4636 - genauer untersucht
Am Samstag 25.01.2020 hieß es früh um 3:30 Uhr aufstehen, um die Supernova 2020ue in NGC 4636 (Sternbild Virgo) aufzunehmen. Die Supernova wurde am 12.01.2020 vom Japaner Koichi Itagaki entdeckt. Sie ist so „hell“, dass trotz der mäßigen Durchsicht am Esprit 150 mit der ASI 071 mit etwa 60x30-Sekunden-Belichtungen genügten, um einerseits ein visuelles Bild zu erhalten und andererseits mit denselben Parametern nachher noch ein Spektrum der SN mit dem Star-Analyser 100 aufzunehmen.
Bei einer Helligkeit von etwa 12mag mit diesen einfachen spektroskopischen Mitteln ein gewagtes Unterfangen, wie schon von einigen Hobby-Astronomen kritisch angemerkt wurde. Ein Vorteil dieser SN ist aber, dass sie recht gut vom Galaxienzentrum abgetrennt erscheint, so dass sie sowohl am visuellen Bild als auch am Spektrum eindeutig zugeordnet werden kann.
Folgende Daten konnten photometrisch mit mehr oder weniger Genauigkeit abgeschätzt bzw. berechnet werden, natürlich mit einer gewissen Fehlertoleranz. Insbesondere ist das Spektrum noch sehr verrauscht und mit 30s Belichtungen und einer linearen Dispersion von 9,5A/Pixel nicht das Schärfste... aber vom Diagrammverlauf vage vergleichbar mit den wenigen Amateur-Spektren, die man hiervon am gleichen Tag überhaupt findet.
Supernova Typ 1a
(kein Wasserstoff oder Helium im Spektrum, dafür Absorptionen von Silicium, evtl. Magnesium, aber unsicher)
m= 11,6 - 11,8mag (Referenzsternmethode)
Distanz der Galaxie: 42 Mio. Lj. (Standardkerzenmethode) , Literaturwert 38 Mio. Lj
Blauverschiebung z = - 0,03 (also -200 Angström für das Minimum der Si II - "Delle" bei 6347 A)
=> Expansionsgeschwindigkeit: ca. 9500km/s (Doppler-Effekt)
Für dieses Stadium (im Maximum) typische hohe Blausättigung
Weiterhin sieht man im Aladin – Online Katalog an der Stelle ein schwaches Sternchen, das aber ziemlich sicher nicht der Progenitor ist, weil es bei passgenauer Überlagerung etwa 2 Pixel links unterhalb der SN liegt. Der Stern müsste auch wahnsinnig hell sein, wenn er aus dieser Distanz schon vorher sichtbar gewesen wäre.
